TALK – Die Europäische Union – im Schatten der Inflation

Die Kluft zwischen Arm und Reich schadet der Demokratie.

Klaus Schwertner, Irmgard Griss und Marlene Engelhorn diskutierten am 17. Jänner im WUK im Rahmen eines Talks der Akademie Wien mit Studierenden und Young Professionals über die drängenden Fragen zwischen Wohlstandsverlust und Zukunftsperspektiven.

Klaus Schwertner machte gleich zu Beginn deutlich, dass die Armut in Österreich täglich größer wird. Die Anfragen an die Caritas steigen. Zugleich ist die Scham in der Gesellschaft groß, um Hilfe zu erbitten. Bemerkenswert ist, dass erstmals in seiner langjährigen Tätigkeit bei der Caritas die aktuellen Energiekosten die Mieten markant übersteigen.

Irmgard Griss sieht die Politik gefordert. Einmalzahlungen sind ein wirksamer Hebel, aber mindestens ebenso wichtig ist langfristiges Denken. Der Staat sollte auch dort einspringen, wo wesentliche Bedürfnisse wie Wohnen und Heizen nicht mehr gedeckt werden können und darf dies nicht an soziale Organisationen abwälzen.

Auf die Frage, wie sie die Inflation erlebt, antwortete Marlene Engelhorn: „Das merke ich gar nicht. Das ist eine furchtbare Sache.“ Und sie forderte das Publikum mit der Feststellung „Ich bin überreich“ (Definition Martin Schürz) heraus. Sie trat vehement für die Transparenz und die Besteuerung von Vermögen ein. Denn Vermögen kann zu politischer Macht werden.

Griss ergänzte und bezeichnete die Differenz zwischen Arm und Reich als schädlich für die Demokratie. Für die Demokratie ist entscheidend, dass jede:r alles erreichen kann. Griss sieht hier auch einen entscheidenden Schlüssel in der Bildung junger Menschen. Das beginnt bereits im Kindergarten.

Schwertner bestätigte, dass wir alle vom Schließen der Kluft zwischen Arm und Reich profitieren. Denn im Extremfall brauchen reiche Menschen Securities und Stacheldrahtzäune, um sich sicher zu fühlen. Das ist nicht erstrebenswert.

In der abschließenden Fragerunde wandten sich alle drei Podiumsgäste an das junge Publikum zur Teilhabe an der gesellschaftlichen Entwicklung.

Schwerter wünscht sich die Umgestaltung der Sozialhilfe hin zur Mindestsicherung und Klima und Soziales zusammen zu denken. „Gegenwart gestalten, damit wir die Zukunft bekommen, die wir wollen!“

Griss plädiert für einen echten CO2-Preis bei allen Produkten und wiederholt ihren Wunsch der Chancengleichheit für alle Kinder. Denn ungleiche Chancen sind eine Schande für unseren reichen Sozialstaat und diese müssen wir beheben.

Engelhorn macht sich für die Vermögensbesteuerung in einem sinnvollen System stark. „Kein Privileg wurde je hergeschenkt“. Damit unterstützt sie soziale Bewegungen und ruft dazu auf, sich gesellschaftlich zu engagieren.

Zur Initiative:

Die stetig wachsende TALK-Serie über Gott & die Welt hat Anfang 2000 als kleine Runde in Wiener Cafés begonnen. Mittlerweile organisieren die Student:innen des TALK-Teams hochkarätig besetzte Diskussionsrunden mit Expert:innen aus Europa/Politik, Medien/Kultur und Theologie/Spiritualität für jeweils rund 400 Gäste. Die TALKs finden in Kaffeehäusern, Kunst- und Theatergalerien, Musikhallen und Innenhöfen statt.

Ausgangspunkt für die Arbeit der TALK-Teammitglieder sind aktuelle Trends sowie die Ängste, Nöte, Sorgen und Freuden der Menschen in ihrem Umfeld. Daraus werden existenzielle und brisante Themen abgeleitet und Dialog-Abende organisiert, um neue Inspirationen, Wissen und Erfahrungen zu teilen. Die Teilnehmer:innen haben die Möglichkeit, in einem respektvollen Miteinander voneinander zu lernen.

Die Akademie für Dialog und Evangelisation bietet im neuen Semester wieder unterschiedliche Lehrgänge an, darunter ein neues Leadership-Training, das Führungsqualität und christliche Werte kombinieren soll. Ziel der Akademie ist es, durch ihre Kurse und Veranstaltungen den Dialog von Menschen aller Weltanschauungen und Religionen zu fördern. (Info: https://akademie-wien.at)

Fotos: Manfred Weis
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Stephanie Kappaurer

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