Die drei Vertreterinnen und Vertreter aus EU, Wissenschaft und Kirche diskutierten die zunehmende Polarisierung in unserer Gesellschaft.
Jean-Luc Moens, extra aus Belgien angereist und ehemaliger Leiter von „CHARIS“ im Vatikan, eröffnete das Thema. „Division und Hass entstehen, wenn Leute ihre Mitmenschen nicht kennen. Deswegen müssen wir einzelne Menschen, einzelne Schicksale hinter der großen Masse kennenlernen.“ Nur so würde unsere Gesellschaft zusammenwachsen.
Nini Tsiklauri, politische Aktivistin, Autorin und Politikwissenschaftlerin schlug in dieselbe Kerbe. Als Mitbegründerin von „Pulse of Europe“, einer überparteilichen und unabhängigen Bürgerinitiative, erzählte sie von ihren Schwierigkeiten Menschen für eine gemeinsame Sache zu gewinnen. „Es wird zunehmend schwieriger, vor allem junge Leute für ein starkes Europa zu mobilisieren. Deswegen müssen wir lernen, dorthin zu gehen, wo die Menschen leben. Christkindlmarktstände, Konzerte und Cafés.“
Gabriel Toggenburg, Hon.-Prof. Europarecht Graz, seit 2009 EU-Grundrechteagentur (FRA), führt diese Schwierigkeit unter anderem auf die Macht der Algorithmen zurück. „Algorithmen bringen uns nicht zueinander, sie spalten uns. Wir brauchen digitale Skills, um uns wieder zu vereinen.“ Außerdem: Nicht die Menschen seien gespalten, vielmehr würden schlechte Politik und eine Reihe von Fehlentwicklungen eine solche Spaltung begünstigen und bewirken. Deswegen brauche es zivilgesellschaftliche Projekte wie „Politisch.Neu.Denken“. Rund 120 Menschen, ein bunter Mix aus verschiedenen Konfessionen, politischen Ausrichtungen und Weltanschauungen, konnte den Podiumsgästen lauschen. Moderiert wurde der Talk von Stephanie Kappaurer.
Mit dem Talk eröffnete die Akademie für Dialog und Evangelisation das neue Semester. Sowohl der EU-Lehrgang vom „Centre international de formation européenne“ (CIFE) als auch das Programm Mission Possible finden erneut statt und erfreuen sich dieses Semester großen Zulaufs. Auch das Thema Medien und Leadership-Weiterbildungen spielen wieder eine große Rolle. Die dieses Jahr neu gestartete Kommunikations-Schulung wird weiterentwickelt und im Sommersemester stattfinden. Jeden Donnerstag findet ein spiritueller Abend mit einer eigens im Figlhaus gegründeten Band statt. Das wichtigste Ziel der Akademie bleibt aber durch Kurse und Veranstaltungen, den Dialog mit Menschen aller Weltanschauungen und Religionen zu fördern und zu führen.