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TALK: instaGott – wer influenced uns?


Wir begegnen immer wieder Gott, meistens wenn wir am Boden liegen.

Linda Lime, Ali Mahlodji und Julia Schnizlein diskutierten am 29. März im Jo&Joe im Rahmen eines Talks der Akademie Wien mit Studierenden & Young Professionals über Gott, die Bibel, Influencer:innen und wer uns letztlich eigentlich ‚inspiriert‘.

 

Die Influencerin Linda Lime ergreift als Erste das Wort und erzählt gleich zu Beginn von einer prägenden Erfahrung im US-amerikanischen Colorado. „Ich wurde von meinem ‚Gastbruder‘ in den Gottesdienst mitgenommen. Obwohl Gott bei uns zu Hause nur zu Weihnachten präsent war, ging ich mit. Dieser Gottesdienst in den USA hat mich inspiriert und geprägt.“ Deshalb versuche sie, Werte wie Nächstenliebe zu vermitteln.

Für die evangelische Pfarrerin Julia Schnizlein ist klar, es gibt eine Sehnsucht nach mehr und nach Glauben. Junge Menschen würden das aber nicht in der Kirche suchen, weil die „uncool“ ist. Doch es gäbe coole Pfarrer auf Instagram & TikTok, die leicht zugänglich Glaubensinhalte teilen.

Der Mutmacher Ali Mahlodji bekräftigt: „Wir begegnen immer wieder Gott. Doch meistens, wenn wir am Boden liegen.“ Gründe dafür gäbe es viele. In Sachen Social Media würden junge Menschen vor allem an der „Hochglanzgesellschaft“, wie Mahlodji die Darstellungsformen auf Instagram und TikTok nennt, zerbrechen. „Wenn du dort jeden Tag gut drauf sein musst, wirst du depressiv.“ Tatsächlich seien die sozialen Medien viel mehr Werbeplattformen als sonst etwas. „Social Media ist eine Plattform, die uns was verkaufen will“, sagt Mahlodji.

 

Linda Lime, die auf ihren Social-Media-Kanälen vor allem Hotels oder Ausflugsziele bewirbt und bewertet, würde auch nicht alles empfehlen. Sie fahre nur an Orte, von denen sie überzeugt sei und die auch für ihre Community Sinn machen würden. „Ich sage aber in meinen Videos nichts Negatives.“ Wenn bestimmte Dinge nicht passen, bringe sie diese direkt bei den Verantwortlichen zur Sprache.

Bei all dem Guten – Mahlodji nennt die feministischen Proteste im Iran oder Fridays for Future – die Social Media bewirken können, „haben wir da ein Monster erschaffen, dass wir erst zu reiten lernen müssen.“ Er plädiert deshalb für einen differenzierten Umgang. „Wir müssen uns für unsere Kinder interessieren und dürfen die Sozialen Medien nicht pauschal verteufeln.“ Vielmehr müsse man den Kindern dabei helfen, Verantwortung zu übernehmen.

Julia Schnizlein spricht ein anderes Thema an. Authentisch sein, das müsse sie auf der Kanzel und vor ihren Kindern gleichermaßen. Für die Sozialen Medien seien ihr manche Dinge aber schlichtweg zu persönlich. „Ich kann auch authentisch sein, ohne alles über mich preiszugeben“, sagt sie. Besonders ihre Tochter, die mit nur einem halben Herz zur Welt kam, spiele immer wieder eine wesentliche Rolle in ihren Geschichten. Schnizlein sagt: „Verletzbarkeit zu zeigen, ist mir wichtig.“ Das würde aber auch immer wieder zu Hass-Reaktionen führen. Auch wenn sie über die Ehe für alle spricht, wären Wut und Drohungen ein ständiger Begleiter.

Ali Mahlodji, der solchen Hass mehrmals selbst erlebt hat, ist deshalb der Meinung, dass wir lernen müssten, respektvoll auf Sozialen Medien miteinander umzugehen. „Wir müssen aufhören zu verurteilen und lernen zu entschuldigen“, sagt Mahlodji, und ergänzt, „es gibt da ein schlaues Buch, da stehen Dinge drin wie, wer unschuldig ist, werfe den ersten Stein.“ Doch niemand von uns sei heilig. Wir hätten eine Welt erschaffen, in der sich nur wenige trauen würden, gute Dinge zu versuchen, weil sie schiefgehen könnten und wir Angst vor den Reaktionen hätten. Das sei schlecht. „Wir müssen weniger über die Spaltung sprechen und mehr über Dinge, die gut gehen.“

Zur Initiative:

Die stetig wachsende TALK-Serie über Gott & die Welt hat Anfang 2000 als kleine Runde in Wiener Cafés begonnen. Mittlerweile organisieren die Student:innen des TALK-Teams hochkarätig besetzte Diskussionsrunden mit Expert:innen aus Europa/Politik, Medien/Kultur und Theologie/Spiritualität für jeweils rund 400 Gäste. Die TALKs finden in Kaffeehäusern, Kunst- und Theatergalerien, Musikhallen und Innenhöfen statt.

Ausgangspunkt für die Arbeit der TALK-Teammitglieder sind aktuelle Trends sowie die Ängste, Nöte, Sorgen und Freuden der Menschen in ihrem Umfeld. Daraus werden existenzielle und brisante Themen abgeleitet und Dialog-Abende organisiert, um neue Inspirationen, Wissen und Erfahrungen zu teilen. Die Teilnehmer:innen haben die Möglichkeit, in einem respektvollen Miteinander voneinander zu lernen.

Die Akademie für Dialog und Evangelisation bietet unterschiedliche Lehrgänge an, darunter ein neues Leadership-Training, das Führungsqualität und christliche Werte kombinieren soll, eine Kommunikationsschulung und den Lehrgang „Politisch.Neu.Denken“ für Politiker:innen und politsch interessierte Menschen. Ziel der Akademie ist es, durch ihre Kurse und Veranstaltungen den Dialog von Menschen aller Weltanschauungen und Religionen zu fördern. (Info: https://akademie-wien.at)

Fotos: Manfred Weis

 

    Stephanie Kappaurer

    Bildquellen

    Details

    Datum:
    29/03/2023
    Zeit:
    19:30 - 23:00

    Veranstalter

    Akademie für Dialog und Evangelisation
    Telefon:
    +43 01 53256320
    E-Mail:
    office@akademie-wien.at
    Website:
    http://akademie-wien.at/

    Veranstaltungsort

    JO&JOE Wien
    Europaplatz 1/6 1150 Wien, Österreich + Google Karte
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