Im Wiener Figlhaus hat die Akademie für Dialog und Evangelisation gemeinsam mit der Europäischen Hochschule CIFE in den letzten 13 Jahren knapp 1000 junge EU-ExpertInnen ausgebildet. Gemeinsam mit vielen unserer jungen AbsolventInnen wollen wir zum Vertrags-Jubiläum unsere feste Überzeugung bekunden:
60 Jahre Röm. Verträge #EU60
EINE EINDEUTIGE ABSAGE AN DEN EGOISMUS
Aus Krisen können unschätzbare Werte generiert werden
Eine Gemeinschaft wie die EU, die aus einer unbeschreiblichen Krise heraus geboren wurde, war eine einzigartige und mutige Absage an den Egoismus! In den aktuellen Krisen bedarf es eines neuerlichen, entschiedenen Auftretens gegen einengende Selbstbezogenheit u. nationale Egoismen, die uns gleich einem Teufelskreis in den Abgrund ziehen können.
Die Europäische Union ist zu jung, um ihre Werte über Bord zu werfen. Aus der Krise der zwei Weltkriege ist das Wunder von Frieden und einer versöhnten Gemeinschaft möglich geworden, weil es mutige Menschen gab, die mitten im Trümmerhaufen an das Gute geglaubt haben; Menschen, die selbst auf Feinde zugingen, um Gemeinschaft in Europa zu stiften.
Für uns ist die EU ihrem Wesen nach zuerst eine WERTE-GEMEINSCHAFT, die trotz und wegen ihrer kulturellen Vielfalt durch soldiarisches Handeln zusammenfinden konnte – zu einer ‚Familie von Völkern‘. Das freiheitliche Staatswesen lebt aber von Voraussetzungen, die es sich selbst nicht geben und schon gar nicht – um der Freiheit willen – garantieren kann (vgl. Staatsrechtler Böckenförde).
Deshalb wollen wir mit vielen unserer jungen MitstreiterInnen die Geisteshaltung eines beseelten Miteinanders in Europa wach rufen und konkret fördern:
1. über die eigenen Grenzen hinausgehen und sich gegenseitig AUFRICHTEN
2. durch gemeinsame Aktionen eine neue ‚SOLIDARITÄT DER TAT‘ generieren
3. alle sozialen Handlungsträger, Gruppen u. Personen, bei der Lösung von Problemen EINBEZIEHEN
4. Eigeninteressen mit den Bedürfnissen anderer in einen beständigen AUSTAUSCH bringen
5. entgegen einer Uniformierung des Denkens von den INSPIRATIONSQUELLEN der Weltanschauungen und Religionen für eine kreative politische Gestaltung profitieren
6. ohne Scheu an den großen IDEALEN DER MENSCHENWÜRDE gem. d. Gründungsväter, d. Erbe jüdisch-christlicher Werte u. der Aufklärung als bleibendem Anker festhalten
7. sich um eine freiwillige, geduldige und dauerhafte Zusammenarbeit bemühen, damit eine kulturelle INTEGRATION in einem Europa der ‚Vielfalt in der Einheit‘ gelingt
8. eine KULTUR DES DIALOGS und der Koalitionen in Schule und Gesellschaft unermüdlich üben und zur Entfaltung bringen
9. den JUNGEN Menschen als ‚Protagonisten eines Traums‘ (Papst Franziskus) mit ihrem schöpferischen Potential eine bevorzugte Rolle geben
10. konkrete ‚Wege der HUMANISIERUNG‘, im Speziellen in der Sorge für die Armen und im Globalen die Soziale Markwirtschaft, weiter entwickeln
Die Europäische Gemeinschaft war von Anbeginn und ganz ausdrücklich mehr als eine Union von Staaten – vielmehr eine ihrer Völker und Menschen. Es gilt, diesen Aspekt des menschlichen Antlitzes wieder frei zu legen und unsere Staaten dafür in die Verantwortung zu nehmen. Das nunmehr 60 Jahre alte Vertragswerk weist die EU weder als neoliberalistischen Wirtschaftsclub, noch als partizipationsfeindliches Elitenprojekt aus, sondern vielmehr als Plattform, die es uns erlaubt, das Europa der nächsten Generation im Geiste der genannten Prinzipien zu gestalten. Die EU ist eine mächtige Möglichkeit gemeinschaftlicher und hoffnungsvoller Zukunftsgestaltung, die wir mit Leidenschaft mittragen möchten.
-Otto Neubauer am 25. März 2017
im Namen des Teams der „Akademie für Dialog und Evangelisation“ im Figlhaus
Download unserer Statements ’60 J. Röm. Verträge’ 25.3.2017