Wie viele meiner Altersgenossen aus Vorarlberg bin ich mit katholischen Traditionen aufgewachsen, ohne tatsächlich gläubig zu sein. Taufe, Erstkommunion, Religionsunterricht, Firmung. Alles, ohne wirklich an diesen Gott zu glauben oder zu begreifen, was hinter ihm steckt. Messen besuchten wir, mehr oder weniger gezwungenermaßen und nur an hohen Feiertagen – aber selbst das legten wir mit der Zeit ab.
Später zum Studieren nach Wien. Mit der neuen Stadt kamen neue Freundinnen und über sie ein neuer Bezug zur Kirche und zum Glauben. Ich habe inspirierende Predigten und Gottesdienste in Wien erlebt, in lebendigen und jungen Gemeinden gefeiert – ganz anders als in meiner Heimatgemeinde.
Wenig später hat mich Michael Frey, ein Kollege aus meinem Jus-Studium in die Institution Figlhaus eingeführt. Damals fand einer der mir damals noch fremden Talks über „Gott und die Welt“ statt. Mein Kollege meinte, ich solle mir das einfach einmal anschauen und hat mich mitgenommen. Dort habe ich die so herzliche Atmosphäre und das Gefühl eines ehrlichen Willkommenseins so sehr genossen, dass ich mich immer öfter im Umfeld des Figlhauses wiederfand.
Zunächst war ich skeptisch, wollte mich nicht zu sehr darauf einlassen und habe zum Beispiel das Tischgebet vor dem gemeinsamen Mittagessen einfach hingenommen, als Macke des Teams. Um ehrlich zu sein, hat sich meine Verbundenheit mit Gott ebenso wie die Verbundenheit zum Figlhaus so zaghaft und leise entwickelt, dass es schwer ist die einzelnen Schritte nachzuvollziehen – wie man bei langjährigen Freunden nicht mehr genau sagen kann, wann man sich so teuer geworden ist. Teuer sind mir auf jeden Fall die Momente in unserer Figlhaus-Kapelle geworden, die Glaubensgespräche mit anderen jungen Menschen am Donnerstagabend und die stillen Zwiegespräche mit Jesus im Gebet.
Im Rahmen des offenen Umgangs miteinander konnte ich über meinen Glauben sprechen und ihn leben – auch, wenn ich zu Beginn selbst noch nicht bereit war, ihn vor mir herzutragen und in die Konversation einzubringen.
Noch heute schätze ich dieses Gefühl des Angenommenseins und des herzlichen Umgangs miteinander.
Sogar dermaßen, dass ich stolz bin, heute selbst Teil des Teams zu sein und das weiterzugeben, was mich damals am Figlhaus so begeistert hat.