An einem schönen Sommertag vor einigen Jahren: Ich lag in einer Sonnenliege, genoss die Sonnenstrahlen und lauschte der Musik. Durch meine Kopfhörer dröhnte lautstark folgender Refrain: ‚Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist, es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt‘. Es war ein Lied der deutschen (Punk-)Rockband ‚die Ärzte‘ – dieser Refrain klang lange nach. Wieder einmal kreisten meine Gedanken um dieses eine Thema: wie kann ich die Welt verbessern, was kann ich tun? Ich weiß noch, wie mir beim Refrain das Herz in der Brust brannte und ich am ganzen Körper eine Gänsehaut spürte. Ich dachte mir, ja, ich will die Welt verändern – aber ich wusste nicht, wie das geht. So begann für mich eine ‚Sinnsuche‘.
Ein neues Abenteuer
An einem herrlichen Herbsttag im Jahr 2013 – ich studierte bereits Jus am Juridicum in Wien – flatterte mir eine Einladungsbroschüre zu einem EU-Lehrgang entgegen. Am Abend desselben Tages las ich die Einladung aufmerksam durch. Beim Durchlesen überkam mich plötzlich ein ‚urpositives‘ Gefühl und ich wusste einfach, diesen Lehrgang muss ich unbedingt besuchen.
Wenige Tage später betrat ich zum ersten Mal das Lehrgangsgebäude – das Figlhaus Wien. Die Begegnung mit dem gesamten Akademie-Team hat von diesem Abend an alles verändert. Ich erinnere mich an diese Gastfreundschaft. Selten zuvor habe ich mich so willkommen und „zu Hause“ gefühlt wie im Figlhaus. Es waren vor allem die kleinen Achtsamkeiten und Aufmerksamkeiten zwischendurch, man könnte sagen ‚die Liebe zum Einfachen‘, die mich fasziniert und tief berührt haben. Von diesem ersten Lehrgangs-Abend an wurde ich neugierig. Was ist an diesem Haus, was ist an diesen Menschen so besonders? Ich wollte mehr wissen, ich wollte tiefer graben, ich wollte entdecken, was sie lebten. Von da an begann ein neues Abenteuer, das heute noch – im Jahr 2020 – andauert.
Faszination Glaube
Es ist schwer zu beschreiben, wie mich die Zeit im Figlhaus geprägt und weitergebracht hat, und dennoch will ich ein paar Gedanken mit euch teilen…
Ich selbst bin christlich sozialisiert aufgewachsen und habe alle ‚christlichen Rituale‘ (Taufe, Erstkommunion und Firmung) mitgemacht. Der christliche Glaube war aber nie etwas Besonderes für mich, es gehörte ja schließlich zum ‚Alltag‘, dass man am Sonntag die Hl. Messe besuchte – mehr war da nie. Als Jugendlicher empfand ich selbst den ritualisierten Messbesuch am Sonntag als unerträglich – ich spürte keine Sehnsucht nach diesem Gott, da war einfach nichts mehr, das mich für Gott und den christlichen Glauben faszinieren hätte können.
Im Figlhaus entdeckte ich eine Faszination. Durch die vielen Begegnungen und Gespräche mit den unterschiedlichsten Leuten spürte ich plötzlich eine innere Sehnsucht. Wie ist es möglich, dass diese Menschen ihren christlichen Glauben auf eine Art und Weise leben, die mir bis dahin fremd war? Plötzlich war ‚Christ sein‘ das normalste auf der Welt. Da standen nicht die Rituale im Vordergrund, sondern die Tatsache, dass man Menschen einfach gerne hat. Anders formuliert war da die ‚pure Zuwendung zum anderen‘.
Ein neuer Blick
Da mich das Figlhaus und die Menschen, die da ein und ausgingen so faszinierten, engagierte ich mich nach dem EU-Lehrgang in diversen Projekten. Letztlich wurde die tiefe Sehnsucht in mir immer größer – ich wollte meinen christlichen Glauben entdecken bzw. wiederentdecken. Seither bin ich auf dem Weg – auf meinem Glaubensweg. Und dieser Weg ist keineswegs immer einfach. Oft bin ich unsicher und stolpere, aber ich trage in mir die Gewissheit, dass dieser Weg einfach gut ist. Und letztlich habe ich diese eine Grunderkenntnis für mich gewonnen:
Bevor ich beginne die Welt zu verändern, muss ich zuerst mich selbst und meinen Blick auf die Welt verändern lassen.
Ein gemeinsamer Weg
Mit Punkrock auf Sinnsuche Die ‚radikalste‘ Veränderung in meinem Leben war die schlichte ‚Zuwendung zu Gott‘. Da entstand plötzlich etwas – eine Beziehung zu Gott. Am Anfang war da die schlichte Sehnsucht, mit Gott – wie mit einem Freund – zu plaudern. Und das habe ich dann einfach einmal ausprobiert. Mittlerweile plaudern wir sehr häufig. Ich erzähle, wie es mir heute geht. Ich vertraue Gott meine Freuden und Ängste an. Für mich ist dieses Sprechen mit Gott alles andere als ein frommes Getue, es ist eine Challenge, eine echte Herausforderung. Es ist ein ‚Ringen‘ mit Gott, dass meinen Lebensalltag auf eine unbeschreibliche Art und Weise bereichert. Deshalb ‚ringe‘ ich weiterhin mit ihm und ich gehe jeden Tag mit der Gewissheit, dass er mich auf meinem Lebensweg begleitet.