Warum das Leben ein All-You-Can-Eat-Buffet sein soll
„Studier’ was Gescheits, damit aus dir was wird!“ Wie oft hast du von deinen Eltern, Verwandten oder Freunden diesen Ratschlag schon gehört? Ich habe leider immer verabsäumt zu fragen: „Was ist denn was Gescheits?“. Schließlich war früher alles möglich. Jedes Studium. Ohne Aufnahmetest. Klingt zu schön um wahr zu sein? Ist es heute leider auch!
Wenn wir hören, dass sich für 1.680 Studienplätze in Medizin knapp 16.000 Interessierte angemeldet haben und Aufnahmetests für die Studien Psychologie, Pharmazie oder Publizistik- und Kommunikationswissenschaften bestehen bleiben, scheint uns eine zugangsfreie Universitätspolitik so unmöglich wie ein Treffen mit Brad Pitt in deinem Lieblingscafé.
Studieren wird immer härter. Es geht nicht mehr nur um die Auseinandersetzung mit dem Stoff an sich, sondern auch noch um die Überwindung bürokratischer Hürden, das Bestehen von Aufnahmetests und Knock-Out Prüfungen. Dabei rast die Zeit in ungeheurer Geschwindigkeit vor sich hin. Bei einem späten Abschluss drohen Probleme am Arbeitsmarkt, wird uns gesagt. Ohne Praktika hat man sowieso keine Chance, heißt es. Soziales Engagement muss auch sein und wird verlangt. Das all das Zeit braucht, bedenkt niemand.
Was ist also „gescheit“? Schnell studieren, ohne Nebenjobs und Praktika? Bei den steigenden Mieten und den hohen Lebenshaltungskosten ist dies jedoch kaum noch möglich. Oder sollen wir uns doch lieber Zeit lassen und Erfahrungen sammeln? Mit der Gefahr, dass wir als nicht mehr ganz so junge Hüpfer den Arbeitsmarkt betreten werden? Die Frage nach dem Studium ist wichtig, klar, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir unsere Entscheidungen auch ändern können.
Nichts ist in Stein gemeißelt, die Angst ist dennoch da: Sind wir verloren, wenn wir nicht auf Anhieb den für uns perfekten Studiengang finden? Wenn unser Lebenslauf mehr Zick-Zack statt geradlinig ist? Wenn wir aufgrund unseres Nebenjobs das Studium nicht in Mindeststudienzeit schaffen? Die Antwort lautet: Nein.
Klar, der Überfluss an Möglichkeiten überfordert nicht nur, er kann uns auch vom Wesentlichen ablenken. Nämlich von der Frage, was uns eigentlich interessiert und wo wir später einmal hinwollen. Die jahrelange Auseinandersetzung mit einem Thema soll auch Spaß machen und nicht nur Qual sein. Da darf das Leben ruhig auch mal als „All-You-Can-Eat-Buffet“ gesehen werden.
Stimme der Studierenden
Lina 22, studiert und arbeitet nebenbei in der Gastronomiebranche. „Wenn ich nachts von einer acht Stunden Schicht nachhause komme und mich um zwei Uhr noch an meine Seminararbeit setzen muss, frage ich mich schon manchmal, warum ich das mache. Ich mag mein Studium und weiß, dass ich es mir ohne meinen Nebenjob nicht finanzieren könnte. So muss ich jetzt in den sauren Apfel beißen. Das ist es später wert!“.
Thomas 23, studiert BWL und absolviert jeden Sommer Praktika, um das theoretisch gelernte umsetzen zu können. „Wenn alle meine Freunde im Sommer auf Urlaub fahren und ich drei Monate arbeite, kann das schon deprimierend sein. Aber es macht auch Spaß und ich weiß, dass ich unglaublich viel lerne. Wenn ich mal einen fixen Job habe, kann ich in den Ferien immer noch am Strand chillen.“
Was bedeutet das jetzt für uns Studenten?
Wenn wir unser Leben als großen Plastilin Ball sehen, aus dem wir formen können, was wir wollen, fällt es schon leichter sich selbst große (und vielleicht auch ein bisschen unrealistische) Ziele zu setzen. Wir können nur versuchen, unser Studentenleben zu genießen und uns nicht von unseren Sorgen verrückt zu machen.
„Our fantasies are our realities in an excuse-free world. “ – Jen Sincero