“Wo ernsthafter Journalismus stattfindet, soll es eine staatliche Förderung geben. Das wird auch im Boulevard dazu führen, dass die Qualität der Berichterstattung weiter steigt.“
Werner Amon ÖVP
Juhu! Österreich bekommt mehr Qualitätsjournalismus!
Zumindest scheinen sich SPÖ und ÖVP hierbei relativ einig zu sein. Gestritten wird hierbei „nur“ noch über die Summe der staatlichen Förderung. Im Topf liegen derzeit 8 Millionen und die sollen auf 17 Millionen aufgestockt werden, um den Verlagen mehr unter die Arme greifen zu können. Der Gedanke an sich erscheint mir auch ganz simpel: Tue Gutes und dir wird Gutes widerfahren.
An sich bin ich sehr für eine Förderung des Journalismus, egal ob im Print-, oder Online-Bereich, denn Nachrichten sind Meinungsbildend und durch Zeitdruck schlecht recherchierte Nachrichten führen meiner Erfahrung nach zu “quellenallergischen” Meinungen. Journalisten haben es durch die mangelnde Bereitschaft Geld für journalistisches Schaffen auszugeben nicht gerade leichter und tendieren immer mehr zu schnelleren und provozierenden Artikeln. Denn Quantität sorgt für Umsatz.
Dass auch in Zukunft Boulevardblätter ihre Qualitätsansprüche höchstwahrscheinlich hochschrauben werden, wie es Amon und Drozda (SPÖ) prophezeien, halte ich für sehr optimistisch. Eine Unterstützung für das Erreichen des Zieles könnte der Presserat darstellen.
Laut Amon hätte dieser bereits „einen guten Kriterienkatalog geschaffen, um die Qualität journalistischer Arbeit (…) einzuordnen.“ Dieser bereits existierende Katalog wird jedoch kaum beachtet. Das liegt womöglich an mangelndem Einfluss des Presserates, der sich zwar fleißig sämtliche Ausrutscher journalistischen Schaffens notiert, doch nicht viel mehr zu tun bekommt als demonstrativ den Zeigefinger zu erheben. Nicht gerade beeindruckend und dementsprechend gekonnt übersehen. Besonders von den (Gratis-)Zeitungen, die nun ebenfalls von der Presseförderung profitieren dürfen. Diesem Geldgewinn für die Gratis-Zeitungen steht besonders die FPÖ positiv gegenüber, so Herbert Kickl. Also alles super, von Seiten der SPÖ, ÖVP und FPÖ, während Dieter Brosz (Grüne) der einzige Mediensprecher zu sein scheint, der Bedingungen an die Presseförderung knüpfen möchte, die ich nachvollziehen kann.
So soll ein verpflichtender Beitritt zum Presserat erfolgen und ein klares Bekenntnis gegen Hass im Netz. Zweiteres ist eher Wunschdenken.
Ersteres ist interessanter, auch wenn die Rügen des Presserates, bei gleichbleibender eher schwach gehaltener Konsequenz, eher weniger Einfluss nehmen werden, selbst wenn die Boulevardmedien beitreten sollten. Auf subjektive Erfahrungen aufbauende Verallgemeinerungen in Form eines Artikels verkaufen sich gut und ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, wenn von der Pressförderung genascht wird, wird die Art der Berichterstattung bestehen bleiben. Sollte jedoch dem Presserat mehr Einfluss zuteilwerden, könnte sich das positiv auf die Medienlandschaft auswirken.
Kritiker des Presserates sehen in der Koppelung von Presserat und Presseförderung eine Gefahr „Hofberichterstattung“ zu fördern. Somit würden nur die Verlage profitieren, die sich positiv zur derzeitigen Politik äußern. Meiner Meinung nach ist das Quatsch, da das Geld der Presseförderung nicht ausreichend ist um eine Zeitung korrumpieren zu können. Werbung bringt nach wie vor mehr Geld ein.
Wenn eine Kooperation zwischen Presserat und Presseförderung nicht realisiert werden kann, dann ist es fraglich, wo die Grenze zu „Qualitätsjournalismus“ gezogen werden soll? Darf in Zukunft auch „Unzensuriert“ davon profitieren? Was soll passieren, wenn die von Alexander Marlow angestrebte Expansion Breitbarts Österreich erreichen sollte? Darf ein Medium, dass sich zum Ziel gemacht hat populistische Parteien in Europa zu unterstützen, ebenfalls vom staatlichen Zuschuss profitieren?
Qualitätsjournalismus besagt nicht, dass jedem journalistischen Werk Qualität zugesprochen wird. Unser humanistisches und demokratisches Weltbild findet sich im Katalog des Presserates wieder und es ist auch nicht verwerflich, wenn Journalisten ein angemessenes Gehalt bekommen. Das könnte sich bezahlt machen: Der österreichischen Medienlandschaft würde weniger Boulevard und mehr neue Journalisten durchaus gut tun.
https://www.fpoe.at/artikel/kickl-foerderung-von-gratiszeitungen-prinzipiell-zu-begruessen/