Drogen kann man nicht erschießen


von Maximilian Lechner am
Drogenkrieg auf den Philippinen.

Es gibt einen Krieg der jetzt schon seit über 60 Jahren ununterbrochen tobt und dem schon mehr Menschen zum Opfer gefallen sind als in vielen anderen kriegerischen Auseinandersetzungen der Geschichte. Weit weg von medialer Berichterstattungen und Journalisten müssen Menschen in Mexico, Kolumbien und anderen Südamerikanischen Staaten unvorstellbare Qualen erleiden. Am wenigsten interessiert Regierungen das Schicksal der am meist Betroffenen.

Der seit 1972 vom amerikanischen Präsidenten Nixon ausgerufene „War on Drugs“ ist heute so lebendig wie eh und je. Eine Lösung von politischer Seite ist nicht in Sicht. Politiker verharren lieber in veralteten und nicht mehr gesellschaftskonformen Gesetzeserlässen, die Konsumenten kriminalisieren und Drogenkartellen weiterhin Millionengewinne bescheren.

 

Der „War on Drugs“ als unhaltbare Ideologie

Drogen Prohibition ist eine Erfindung der US-amerikanischen Regierung um die nicht tolerierten Gesellschaftsgruppen der 1970er Jahre loszuwerden. Vornehmlich waren dies Schwarze oder Angehörige der Hippiebewegung. Es wurde ein Sündenbock instrumentalisiert um ohne weitere Gründe gegen diese Milieus vorzugehen. Dieser Sündenbock hieß Drogenkonsum, so wurden polizeiliche Aktionen ohne gerechtfertigt und Menschen ohne spezifischen Grund verhaftet. Kaum eine andere Politik ist so von Rassismus und Machtkämpfen charakterisiert wie die US Amerikanische.

Alle denkbaren Probleme der damaligen amerikanischen Gesellschaft, wie zum Beispiel das durch die Hippies herbeigeführte Umdenken in Bezug auf Macht- und Machtfragen und auch die Crack-Epidemie konnten so auf ein banales Problem zurückgeführt werden. Drogenmissbrauch und die damit einhergehende Bekämpfung wurden von Regierungen jeher als Feindbilder gepflegt und instrumentalisiert. Staatsapparate bauten so ihre Befugnisse aus, verringerten Bürgerrechte, rechtfertigten militärische Repressionen wie in Panama 1989 und verdeckte Operationen. Stark populistische Tendenzen also, dabei ist das Bedürfnis sich zu berauschen so alt wie die Menschheit selbst.

Kokainmissbrauch -Verantwortlich für das große Leid in Süd- und Mittelamerika

Unterdrückung der Konsumenten

Trotz weltweit stark repressiver Drogenpolitik greifen ca. 250 Millionen Menschen zu illegalen Suchtstoffen. Länder die eine liberale Politik verfolgen, wie etwa Portugal oder die Niederlande, können durch etliche Studien vorweisen, dass die Kriminalisierung und Verfolgung von Konsumenten die vorher betrieben wurde ein sinnloses Unterfangen ist. Konsumentenzahlen sind in diesen beiden Ländern immer konstant geblieben, während in anderen die Zahlen weiter steigen. Nicht einmal in Staaten wie den Philippinen, wo auf Drogenhandel und -konsum die Todesstrafe steht, ist ein rückläufiger Trend zu erkennen.

Was wir der weltweiten Drogenpolitik wirklich zu verdanken haben sind tausende Tote in Ländern die für ein Problem den Preis zahlen, dass sie selbst gar nicht verursacht haben. Über 400.000 Hektar vergiftetes Land in Kolumbien, verschwendetes Steuergeld in Milliardenhöhe und Suchtkranke Menschen die wie Verbrecher behandelt werden obwohl sie nur hilfsbedürftig sind. Das sind die Auswirkungen einer Seit jahrelangen paranoiden Verfolgung eines Geistes.

 

Die Front beginnt zu bröckeln

Die Anzahl der Null-Toleranz Anhänger in punkto Drogenpolitik wird immer kleiner. Portugal machte den ersten Schritt und entkriminalisierte den Besitz aller Drogen für Endkonsumenten. Darauf folgten die Niederlande mit der Freigabe von Cannabis- und Cannabisprodukten. Spanien sowie Belgien haben auch längst erkannt wie sinnlos die polizeilichen Aktionen gegen Endkonsumenten sind.

Colorado machte gegen Ende 2014 als erstes US-amerikanisches Bundesland den Schritt und gab Cannabis frei. Sofort konnte sich ein Millionen Dollar Business entwickeln, das die heimische Wirtschaft schon nachhaltig geprägt hat und heute die Existenzgrundlage für viele junge Unternehmer und Unternehmerinnen bildet. Das zeigt welch enormes wirtschaftliches Potenzial in der Legalisierung von Drogen steckt. Anstatt jedes Jahr Kartelle Millionengewinne zu bescheren und ihre Waffen und Bestechungsgelder zu finanzieren könnten wir das Geld in Sozialprojekte, Infrastruktur und Arbeitsplätze investieren.

 

Gesellschaft muss ein Umdenken in der Politik bewirken

Die Stimmen, die einen alternativen Umgang mit Drogen fordern, werden zum Glück immer lauter. Drogenkonsum sollte nicht mehr Gegenstand der Justiz und des Strafvollzuges sein, sondern als Problem der Gesundheits- und Sozialpolitik verstanden werden. Der durch Drogenkonsum verursachten Schaden soll minimiert werden um Konsumenten so einen Ausweg aus ihrer Suchterkrankung zu zeigen. Dazu gehören Methadon- bzw. Substitutionsprogramme genauso wie die Verteilung von sauberen Nadeln, um eine weitere Ausbreitung von AIDS und Hepatitis zu vermeiden.

Ein häufig hervorgebrachtes Argument gegen die Drogenlegalisierung ist, dass dadurch die Anzahl der Konsumenten und die der Drogentoten ansteigen würde. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Durch die Kriminalisierung haben Konsumenten keine Ahnung über Qualität und Zusammensetzung der Drogen die sie nehmen. Das führt zu mehr Toten, da die Drogen mit Rattengift und anderen höchst Gefährlichen Stoffen gestreckt werden. Drogenpolitik soll sich an realgesellschaftlichen Verhältnissen orientieren und nicht mehr eine Ideologie vertreten die seit Jahren überholt ist.

 

 

Maximilian Lechner

Ich bin Student der Kultur- und Sozialanthropologie an der Uni Wien.
In meinem journalistischen Arbeiten geht es darum Geschichten von "Außerhalb" der Mehrheitsgesellschaft näher zu bringen, um die Menschen durch meine Texte zum Dialog anzuregen.

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